Brüssel, 13. Januar 2022

Am 15. September 2021 kündigte die Präsidentin der Europäischen Kommission von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union an, dass die Europäische Kommission vorschlagen werde, 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend zu machen, „einem Jahr, das der Stärkung derer gewidmet ist, die sich so sehr für andere eingesetzt haben“. Das allgemeine Ziel besteht darin, „die Union, ihre Mitgliedstaaten, und deren regionale und lokale Behörden ich ihren Bemühungen zu bestärken, die Jugend zu ehren, zu unterstützen und mit ihr in einer postpandemischen Perspektive zusammenzuarbeiten“.

Unterstützung der Jugenderwerbstätigkeit

Als eine der Prioritäten wird das Europäische Jahr der Jugend die „Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche in der Erholungsphase nach der Pandemie durch die verstärkte Jugendgarantie“ verstärken. Die im Oktober 2020 vom Rat der EU angenommene Europäische Jugendgarantie soll jungen Menschen den Zugang zu Bildung und Erwerbstätigkeit erleichtern. Da junge Menschen überproportional von der noch nie dagewesenen Krise der COVID-19-Pandemie betroffen worden sind, wurde mit der verstärkten Jugendgarantie eine umfassende Arbeitsunterstützung für junge Menschen geschaffen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind und es nicht schaffen in den heutigen Arbeitsmarkt einzutreten. Im März 2021 verabschiedete das Europäische Parlament seine  Leitlinien für den Finanzplan 2022 Abschnitt III mit einem ähnlichen Schwerpunkt auf der Jugend. Die Resolution fordert, dass „alle Finanzierungsmöglichkeiten vollständig ausgeschöpft [werden], um die Eingliederungsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt erfolgreich zu verbessern, insbesondere durch Berufsbildung, Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Eingliederung, der Arbeitsbedingungen und des sozialen Schutzes, auch für Menschen mit Behinderungen, sowie Familien- und Lebensperspektiven für junge Menschen unter Berücksichtigung der Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“.

Ist Arbeit das einzige was junge Menschen wollen?

Der Zugang zu Erwerbstätigkeit und Karrierechancen sind für junge Menschen von entscheidender Bedeutung, um finanziell unabhängig zu werden und ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Arbeit ist jedoch nicht nur ein Ziel, sondern auch ein Mittel, um wichtigere Lebensprojekte zu erfüllen, wie zum Beispiel eine Familie zu gründen. Wie jedoch aus einem Bericht der Europäischen Kommission über die Auswirkungen des demografischen Wandels hervorgeht, scheinen die sinkende Geburtenrate in Europa (im Jahr 2018 hatten europäische Frauen im Durchschnitt 1,55 Kinder, was unter der Bevölkerungsersetzungsrate von 2,1 liegt) und das gestiegene Alter der Eltern bei der Geburt ihres ersten Kindes (zwischen 2001 und 2018 stieg das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt in der EU von 29,0 auf 30,8 Jahre) zu zeigen, dass das Kinderkriegen für junge Menschen keine Priorität mehr hat.

Sieht man sich die Datenlage allerdings genauer an, ist dies eigentlich nicht der Fall: In Frankreich zum Beispiel bleibt der Kinderwunsch mit 2,39 Wunschkindern pro Familie zeitlich stabil, eine Zahl, die weit über der Ersatzquote liegt. Diese „fehlenden Kinder“ erklären sich vielmehr durch die Schwierigkeiten und Hindernissen mit denen junge Paare sich konfrontiert sehen, und nicht aus dem fehlenden Wunsch nach einer Familie. Insgesamt bleibt die Familie der wichtigste sinnstiftende Faktor für Menschen weltweit:

Wenn es um die Bedürfnisse und Hoffnungen junger Menschen geht, sollte die Europäische Kommission auch auf die Verbundenheit junger Menschen mit der Familie und auf ihren Wunsch, eine Familie zu gründen, eingehen. Es ist von doppeltem Interesse, da das Wohlergehen der Familie die Arbeitsproduktivität, die Lebenszufriedenheit und den gesamten sozialen Zusammenhalt von Gemeinschaften erhöht.