22. Dezember 2021,

Am 16. November 2021 verabschiedete die Parlamentarische Versammlung des Europarates eine Resolution zu den „geschlechtsspezifischen Aspekten und Auswirkungen der Pornografie auf die Menschenrechte„, in der die schädlichen Auswirkungen von Pornografie auf Frauen betont werden. „Die Forschung zeigt, dass Pornografie dazu beiträgt, die Einstellung der Menschen zu Sexualität und ihre Wahrnehmung von Geschlechterrollen zu formen und dass sie oft Stereotypen hervorbringt und aufrechterhält. Die Gleichstellung der Geschlechter und die Selbstbestimmung von Frauen werden untergraben, indem ein Bild der Frauen als den Männern untergeordnet, als Objekte vermittelt und Gewalt gegen Frauen verharmlost wird.

  1. Die Versammlung bekräftigt, dass die Meinungsfreiheit zwar eine Säule demokratischer Gesellschaften und ein durch die Europäische Menschenrechtskonvention (ETS Nr. 5) garantiertes Recht ist, es jedoch möglich ist, diesem Recht Grenzen zu setzen, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben sind und unter anderem im Interesse der Prävention von Kriminalität, des Schutzes der guten Sitten und des Schutzes der Rechte anderer erforderlich sind.

Der vom Berichterstatter Frank Heinrich (Deutschland, CDU/CSU) erstellte Bericht, präsentiert eine umfassende, durch Daten und Untersuchungen gestützten Argumentation zu den Auswirkungen des Pornokonsums auf die Wahrnehmung von Sexualität und Frauen: „in einer Studie über 50 erfolgreichen Pornofilmen zeigten 88 % der Szenen körperliche Gewalt und 49 % verbale Gewalt. Die Opfer dieser Aggressionen sind in den meisten Fällen weibliche Darsteller (94 %), die neutral reagieren oder Gefallen an diesen Formen der Gewalt ausdrücken (95 %).“

Die FAFCE begrüßt diesen ersten Schritt der Parlamentarischen Versammlung zugunsten einer Verurteilung von Pornografie. Es ist jedoch zu bedauern, dass – abgesehen von einem Aufruf „die Einführung von Maßnahmen und Hilfsmittel zur Verbesserung der Kompetenzen der Eltern in Betracht zu ziehen“ – die Rolle der Eltern selten erwähnt wird. Der Fokus liegt vielmehr auf der schulischen Sexualerziehung, aus der „Kinder nicht ausgenommen werden können“ (§10.2.1.). Insgesamt ist die Forderung, Minderjährigen den Zugang zu Pornografie zu verbieten (gesetzliche Verpflichtung in allen EU-Mitgliedstaaten) sehr schwach, da die Vertragsstaaten nur dazu aufgefordert werden „die Einführung einer landesweiten Altersüberprüfung für den Zugang zu Pornografie oder eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen, die Pornografie verteilen, Altersüberprüfung durchzuführen, in Erwägung zu ziehen“ (§10.4.9.).

Die FAFCE setzt sich seit mehreren Jahren gegen die katastrophalen Auswirkungen der Pornografie als ein Problem der Volksgesundheit ein. Es ist zunächst eine perverse und kontraproduktive Form der Sexualerziehung für Kinder und Jugendliche, die dadurch unrealistische, emotional distanzierte und oft gewalttätige Erwartungen an die Sexualität entwickeln. Für Erwachsene ist Pornografie gleichermaßen problematisch, und zwar sowohl für Männer als auch für Frauen, weil die Sucht nach Pornographie katastrophale Folgen für das psychologische Gleichgewicht ihrer Konsumenten hat. Es wirkt sich auch auf Paare aus, da es die Vorstellungen von Konsens, Monogamie, Stabilität ablehnt und die tiefe Verbindung der Sexualität mit der Würde der menschlichen Fortpflanzung verbirgt. Darüber hinaus ist Pornografie nicht nur ein Problem für die Betrachter, sondern auch eine Verletzung der Menschenwürde derer, die sich daran beteiligen, da die Arbeitsbedingungen von Pornodarstellern erniedrigende Behandlungen einschließen. Noch schwerwiegender ist es aber, dass die Pornoindustrie von der Verbreitung der schlimmsten Verbrechen – Vergewaltigung, Folter, Kindesmissbrauch – profitiert und gleichzeitig auf diffuse Weise eine Kultur der Vergewaltigung, der männlichen Dominanz und des sexuellen Egoismus fördert.

Lesen Sie mehr über die Arbeit der FAFCE zur Pornografie: